Nebenströme oder Nebenprodukte sind sekundäre Produkte oder Abfälle, die bei den meisten Produktion entstehen.

Mit der Überschreitung von sechs der neun planetaren Grenzen (Universität Stockholm, 2023), ist der Übergang zu nachhaltigen und regenerativen Praktiken nicht mehr optional, sondern eine Notwendigkeit. Diese Notwendigkeit ist in der Lebensmittelindustrie deutlich zu spüren, wo die Bewirtschaftung von Nebenprodukten oder Nebenströmen eine grosse Herausforderung und gleichzeitig eine grosse Chance darstellt.
Die Kaffeeindustrie ist ein gutes Beispiel für diese Situation, da sie jedes Jahr grosse Mengen an Nebenströme wie Kaffeekirschen, Kaffeesilberhaut und Kaffeesatz produziert. Für das Erntejahr 2023/24 wurde der weltweite Ertrag an verarbeitetem Rohkaffee auf 171,4 Millionen 60-Kilogramm-Säcke geschätzt, einschliesslich der Hauptsorten Arabica und Canephora (var. Robusta), wobei die Schweiz jährlich rund 3,5 Millionen dieser 60-Kilogramm-Säcke importiert und verarbeitet (USDA, 2023).

Nach der Ausfuhr von Rohkaffee aus den Herkunftsländern fallen als primäre Nebenströme der Kaffeeindustrie Kaffeesilberhaut, die dünne äussere Schicht der grünen Kaffeebohnen, die als Nebenprodukt des Röstprozesses und Kaffeesatz, der als Rest des Kaffeeextraktionsprozesses oder der Herstellung von löslichem Kaffee anfällt (Mussatto et al., 2011).
Nach Schätzungen von Cerino-Cordova et al. (2020) und Nolasco et al., (2022) werden pro 1000kg Rohkaffee 650kg Kaffeesatz sowie 1 – 2% Kaffeesilberhaut relativ zum Gewicht des Rohkaffees erzeugt.

Der ökologische Fussabdruck eines Kilogramms Röstkaffee, insbesondere in Bezug auf die Landnutzung, ist beträchtlich, was den dringenden Bedarf an wirksamen Verwertungsstrategien für diese Nebenprodukte deutlich macht (Beretta & Hellweg, 2019).

Basierend auf den gefundenen Daten kann die Anzahl der jährlich in der Schweiz verwendeten Jutensäcke auf rund 3 Millionen Stück geschätzt werden. Ein sehr grosser Teil der Jutesäcke die jährlich bei uns anfallen, wird vom Forstamt Maur und von der Baumschule Hämmig AG wiederverwendet. Zudem werden die Jutesäcke für verschiedene Anwendunen zur Verfügung gestellt, wie beispielsweise zur Weiterverarbeitung zu Taschen und Hüten.

Abbildung: aus der Studie von Gottstein et al., (2021), welche die Komposition einer Kaffeekirsche und Bohne zeigt.
Die bei uns anfallenden Silberhäute werden für Forschungszwecke der ZHAW zur Verfügung gestellt, ins Gründepartement der Gemeinde Maur abgegeben und ein weiterer Teil wird als Oberflächenschutz, Dünger und Biomasse in Gärten ausgestreut, was zu einer nachhaltigen Röstkaffeeproduktion führt.

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