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Büro. Von Michèle Roten

Herr Kohler: So, Frau Scheibert, kommen sie doch bitte in mein Büro.

Frau Scheibert: Gern.

Herr Kohler: Möchten sie einen Kaffee?

Frau Scheibert: Darf ich fragen, was für einen sie haben?

Herr Kohler: Ähm... sie meinen Cappuccino oder Macchiato oder...

Frau Scheibert: Nein, die Marke. Beziehungsweise die Sorte.

Herr Kohler: Ähm, also, das sind diese Pads hier, wo ist denn die Verpackung...

Frau Scheibert: Ich trinke nur Kaffee von dem ich weiss, woher er kommt.

Herr Kohler: Ja, aha...

Frau Scheibert: Beim Fleisch will man ja auch wissen, wie es produziert wurde.

Herr Kohler: Ja... also es ist halt so... handelsüblicher Kaffee.

Frau Scheibert: Das heisst es wurde spekuliert damit an der Börse, Riesenunternehmen machen Unmengen Geld, die Bauern kriegen fast nichts. Und die Bohnen von überall auf der Welt wurden wild zusammengepanscht, unreife, reife, faule, alle möglichen Sorten, und dann, damit man es überhaupt trinken kann, dermassen verbrannt, dass man ausser Röstaromen und Bitterstoffen vom Kaffee nichts mehr schmeckt. Toller Trick, um den Konsumenten hinters Licht zu führen. Und wir glauben dann, Kaffee müsse so sein.

Herr Kohler: Ähm.

Frau Scheibert: Ich unterstütze lieber kleine, transparente Unternehmen. Und ich trinke lieber sortenreinen Single-Estate Kaffee. Also nein danke. Lieber ein Glas Wasser.

Herr Kohler: Ein Glas Wasser. Ja.

Frau Scheibert: Danke. Ich habe hier noch das fehlende Empfehlungsschreiben dabei.

Herr Kohler: Nicht nötig. Sie haben den Job.